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Finanzielle Situation der Bevölkerung u. Hundehaltereinkommen (Schnipsel a. Volltext)

Autor: admin2 15.12.2023

Situation der Bevölkerung in Zeitenwende mit Krisenfolgen und mit Wohlstandsverlust

Zeitenwende heisst für Viele bis in den Mittelstand, den Gürtel dauerhaft enger zu schnallen.
Wir erleben aktuell in Deutschland eine Zeitenwende in Post-Pandemiezeit mit einer Kombination von multiplen Krisen. Globale Herausforderungen sowie unbewältigte Pandemiefolgen bringen der nach Pandemie erholungsbedürftigen Bevölkerung vermehrten Stress und finanzielle Sorgen.

Viele Menschen spüren, ihr Leben ist nicht mehr so zuverlässig krisensicher wie früher. Sie ahnen, dass sie erstmals lernen müssen, sich dauerhaft an weniger Wohlstand und mehr Unsicherheiten als neue Normalität zu gewöhnen.
Bis weit in den Mittelstand hinein wird der Gürtel deutlich enger geschnallt und Armut im reichen Deutschland hat einen neuen Höchststand erreicht. Ärmere kommen sowieso schon seit Jahren nur knapp über die Runden und erleben nun mit den massiven Preissprüngen bei Lebenshaltung und Energie das Absinken in manifeste Armut und werden da so schnell auch nicht mehr herauskommen.
Menschen mit hohen Vermögen sind bislang finanziell recht gut durch die Krisen gekommen und können ihren Wohlstand auch künftig weiter ausbauen. Bei allen Anderen kommen vermehrt Sorgen und Existenzängste auf.

Auch wenn Jeder froh sein kann, nicht in einem Kriegsgebiet zu leben: Die Zeiten, in denen man solche Ängste leichtfertig als „Jammern auf hohem Niveau" abtun konnte, sind spätestens jetzt vorbei. Denn die Sorgen und Ängste sind begründet:

Seit bereits ca. 30 Jahren nehmen Abstieg aus dem Mittelstand und auch Armut im Wohlstandsland Deutschland deutlich zu. Der Wohlstand im Wohlstandsland ist sehr ungleich verteilt und wird immer ungleicher. Die Prekarisierung der Lebensverhältnisse in Teilen des Mittelstands und die Armut in einem reichen Land werden oft nicht nach Außen hin sichtbar. Betroffene von Wohlstandsverlust und Armut werden nicht selten stigmatisiert und mit Vorwürfen konfrontiert. Daher verbergen sie aus Scham und Angst vor Vorwürfen ihre Situation gegenüber Anderen. Deswegen fallen Abstieg oder Armut dem Umfeld und in der Tierarztpraxis nicht immer gleich auf.

In schwieriger Situation befinden sich nun Viele. Nicht nur gewohnt Armutsbetroffene, sondern auch Teile des Mittelstands können nun den bisherigen Lebensstandard in Zeiten zunehmender Ungewissheiten nicht mehr so berechenbar sicher halten. Laut Paritätischem Wohlfahrtsverband gibt es einen ungewöhnlichen Zuwachs der Armut unter Erwerbstätigen, insbesondere bei den Selbständigen. Um den Lebensstandard nach Außen hin unverändert zu halten, sparen aktuell (Stand Juli 2023) viele Haushalte in Deutschland weniger an oder müssen Rücklagen auflösen.

Daten zur finanziellen Situation der Bevölkerung in Postpandemiezeit (Stand Juli 2023):

  • Insgesamt war im Jahr 2021 fast ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland laut Statistischem Bundesamt nicht in der Lage, unvorhergesehene Ausgaben von 1150 Euro und mehr zu bewältigen.
  • In absoluten Zahlen ist Deutschland ein Land der Sparer, aber es bestehen ungleiche Möglichkeiten, Rücklagen zu bilden: rund 30 Prozent der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher geben in einer repräsentativen ING-Umfrage vom November 2022 an, dass ihr Haushalt über keinerlei Ersparnisse verfügt und auch unter denjenigen mit Ersparnissen nimmt die Ungleichheit zu. Der Anteil der Verbraucher mit sehr hohen Ersparnissen hat zugenommen und der Anteil, der nur geringe Rücklagen hat, noch mehr.
  • Deutschland weist in Befragungen im Rahmen der ING International Survey (2013 bis 2020) unter den 13 europäischen Umfrageländern seit Mitte der 2010er Jahre regelmäßig einen der höchsten Anteile an Menschen auf, die über keinerlei Ersparnisse verfügten. Deutschland belegt dabei regelmäßig einen zweiten Platz und nur in Rumänien gab ein noch höherer Anteil an, über keine Ersparnisse zu verfügen.
  • Laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat sich inzwischen auch die Sparfähigkeit deutlich verschlechtert. Nur jeder Zweite sieht sich derzeit imstande, Geld zu sparen. Die mangelnde Sparfähigkeit betrifft in besonderem Maße Menschen mit geringem Einkommen, aber auch einen Großteil der Mittelschicht.
  • Aktuell muss einer Umfrage der Postbank zufolge jeder Dritte in Deutschland auf Rücklagen zurückgreifen, um die alltäglichen Kosten zu bewältigen und viele Menschen haben gar keine Rücklagen, auf die sie zurückgreifen könnten. Jeder Sechste kommt derzeit in Existenznot, 54 Prozent mehr Menschen als vor einem Jahr.
  • Der Paritätische Wohlfahrtsverband berichtet, die Armutsquote hat mit 16,9 Prozent in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Eine besonders hohe Armutsquote haben Bremen (28,2) und das Ruhrgebiet (22,1). Die Armut betrifft besonders Rentner, Kinder und Jugendliche.

Wohlstandverlust, Gefährdung des Mittelstands, Unzufriedenheit und fehlende positive Perspektive machen Populisten attraktiv.
Sinkender Wohlstand wirkt sich auch beim Mittelstand nicht nur auf das Materielle aus. Beziehungen zu Mitmenschen leiden, wenn das gewohnte gut situierte Lebensumfeld wegfällt. Muss man aus finanziellen Gründen aus der langjährigen Mietwohnung oder seinem Haus ausziehen oder verliert man den sicher geglaubten Job, kommt auf einmal das gesamte Leben ins Wanken. Bereits die Angst vor solch lebensverändernden Einschnitten ist eine große Belastung für die Psyche. Dabei belastet bereits die aktuelle Situation mit multiplen Krisen, die vor kurzem noch undenkbar schienen. Über Jahrzehnte sicher geglaubte Stabilitäten schwinden und die Welt vor der Haustür wird in rasantem Tempo ungewisser.

Es ist derzeit nicht zu erwarten, dass sich die Perspektive für die Bürger in Deutschland bald wesentlich verbessert, was Krisenlagen im In- und Ausland angeht. Auch die wirtschaftliche Perspektive kann nicht beruhigen. Deutschland verzeichnet seit Beginn der Corona-Pandemie das geringste Wachstum aller Volkswirtschaften des Euroraums", so erklären die fünf Wirtschaftsweisen in ihrem Jahresgutachten zur Konjunktur. Dies liege einerseits am hohen Anteil der energieintensiven Wirtschaftszweige, aber auch die Mittelfrist- und Langfristprojektion des deutschen Produktionspotentials deutet unabhängig von der aktuellen konjunkturellen Schwäche auf deutliche Wachstumshemmnisse für die kommenden Jahrzehnte hin.

Je ungewisser Menschen in ihre Zukunft blicken, je mehr sie sich überrollt fühlen von rasanten Umbrüchen und je mehr Unzufriedenheit und Wut sich anstaut, desto eher suchen sie einfache Lösungen für komplexe Situationen. Sie suchen Botschaften, die ihnen in als Chaos empfundener Zeit des Kontroll- und Statusverlustes klare Ansagen geben und ihnen versprechen, Sicherheit und Ordnung herzustellen.
Je weniger Staat und Demokratie Lösungen zu bieten in der Lage scheinen, desto eher sind Menschen bereit, rücksichtslos und egoistisch aufzutreten und sich schließlich selbst zu ermächtigen.
Gemeinsinn, Fürsorgebereitschaft für Schwächere und gesellschaftlicher Zusammenhalt schwinden. Nicht nur bei denen, die (bereits) Nationalpopulisten wählen. Der Frust der Vielen wird zu einer Herausforderung für unsere Gesellschaft und zu einer Gefahr für unsere Demokratie. Der Druck im Kessel steigt, bei jedem Einzelnen wie auch in der Gesellschaft.
Mehr: („Unsere Gesellschaft braucht nach Pandemie den Faktor Hund, aber kein Hundeproblem"), („Emotionsfaktor Hund als Demokratiefaktor")

Während der Druck im Kessel steigt und das Budget schmaler wird, bietet wenigstens der Hund für Hundehalter Stabilität und den Erhalt von gewohnter Struktur.
Aber ich habe ja noch meinen Hund", denken wohl viele Hundehalter, deren Leben sich zum Negativen verändert. „Der Hund gibt mir Sicherheit, Orientierung und Struktur. Der ist verlässlich da. Den interessieren Kriegs-Nachrichten und Rechnungen nicht. Mit dem komme ich raus ins Grüne oder unter die Leute und auf andere Gedanken. Der gibt mir Halt, der ist bei mir. Komme was wolle.
Mein Hund ist an meiner Seite, also kann es so schlimm nicht werden."

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Die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT): seit November 2022 auch in der Hundehaltung eine Zeitenwende mit mehr Kosten, Sorgen und Instabilität.

Die notwendige Gebührenordnung für Tierärzte kommt zur Unzeit.
Die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) ist am 22.11.2022 in Kraft getreten. Sie bedeutet für Tierhalter eine massive Kostensteigerung bei der medizinischen Versorgung ihres Tieres. Sowohl im medizinischen Akutfall z.B. bei Operationen nach Unfällen, als auch für die Behandlung von chronischen Erkrankungen und Alterserkrankungen ihrer Tiere müssen Haustierhalter seitdem deutlich tiefer in die Tasche greifen. Künftig ist zudem mit weiteren Kostensteigerungen im Rahmen tiermedizinischer Behandlungen zu rechnen, so Prognosen aus der Tierärzteschaft.

Der Zeitpunkt für die Einführung der neuen GOT mitten in Krisenzeit und nach Pandemie ist denkbar ungünstig für die Haustierhalter. Aber die Tierärzteschaft kann dafür nichts. Denn die Anpassung der GOT war längst überfällig.
Jetzt ist sie also da, die neue GOT. "Endlich!", sagen die Tierärzte. „Auch das noch oben drauf!", die Tierhalter.

(...)

Haushaltseinkommen von Hundehaltern
In der Heimtierstudie 2019, (Analyse zur wirtschaftlichen Bedeutung der Heimtierhaltung in Deutschland Uni Göttingen;  Prof. Dr. Renate Ohr) stehen Zahlen zur prozentualen Aufteilung der monatlichen Nettoaushaltseinkommen der Hundehalter 2018, also noch vor Corona. (Quelle: IVH/ZZF, Befragung von Heimtierbesitzern, Erhebungswelle 2018; eigene Erhebung d. Verfasser der Heimtierstudie.)

13% der 2018 befragten Hundehalter hatten ein Nettoeinkommen von 4000 Euro und mehr.
19% zwischen 3000 - 3999 Euro
30% 2000 - 2999 Euro und
26% 1000 - 1999 Euro
12% unter 1000 Euro

Auch wenn die Löhne und Gehälter inzwischen bei vielen Hundehaltern gestiegen sein dürften, stehen diejenigen Haushalte, die nicht zu den Krisengewinnern gehören, heute netto schlechter da als 2018.
Durch die Inflation im Jahr 2022 gab es z.B. einen Reallohnverlust um 3,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Es gibt Armutszuwachs auch bei Erwerbstätigen, insbesondere bei den Selbstständigen.

Zu welcher Einkommensgruppe und zu welchen Berufsgruppen muss man nach neuer GOT gehören, um für einen Hund sicher sorgen zu können? Über wie viel Einkommen und wie viel Rücklagen muss man für eine verantwortliche Hundehaltung künftig in den nächsten Jahren, ein Tierleben lang, zuverlässig vorhersehbar verfügen? Für wie viel Prozent der Hundehalter wird die verantwortliche Haltung eines Hundes bei weiter steigenden Kosten für Lebenshaltung, Miete und Energie in Zukunft nicht mehr möglich?

Wie schon genannt, war 2021 fast ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland nicht in der Lage, unvorhergesehene Ausgaben von 1150 Euro zu bewältigen.
Wie geht es diesem Drittel aktuell? Wie sieht die finanzielle Zukunft für dieses Drittel aus?

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