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Kurztext zur Gesamtbetrachtung "Der Faktor Hund in Zeitenwende"

Autor: admin2 05.08.2023

06.08.2023   

Kurztextentwurf der Gesamtbetrachtung

Kontakt: hundefaktor.de

 

Kurztext

Der Faktor Hund in Zeitenwende 

Können wir es uns in Deutschland leisten, wenn der Hund zum Luxusgut wird?

 

von Inga Fischer 

 

Einleitung

 

Die Hundehalter-Zeitenwende mit Krisenfolgen und neuer Gebührenordnung

In früheren Zeiten waren Hunde als Arbeitstiere unersetzlich. Auch heutzutage haben Hunde für ihre Halter oft eine große Bedeutung, emotional, sozial und gesundheitlich. Hunde ziehen heute nicht mehr Karren, sondern sie ziehen die Menschen raus in Aktion und Bewegung, sie bewegen Menschen zueinander und ins Grüne.

Auch wenn aktuell die positiven Potentiale von Hunden wegen deutlicher Qualitätsmängel in der Hundehaltung bei unzureichend erzogenen, vermenschlichten Tieren, wegen „Coronahunden“ und nicht weggeräumten Hinterlassenschaften womöglich unterschätzt werden, sind Hunde für die moderne Gesellschaft kein Luxus, sondern vielleicht genauso unersetzlich wie in früheren Zeiten. Sie erfüllen heute allerdings andere Aufgaben. 

Hundehaltung ist ein wichtiger Faktor in Deutschland, oft sogar mit Mehrfachnutzen: für mehr Bewegung gegen Volkskrankheiten und gegen soziale Isolation, für mehr soziale Teilhabe und für die Senkung von Stresspegeln in hektischer Zeit. Hunde sind ein bedeutsames Mittel der Selbstwirksamkeit in der Bevölkerung für mehr Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden und Stabilität in moderner Gesellschaft.

Hunde sind heutzutage selbstverständliches Familienmitglied und Alltagsbegleiter, verursachen für ihre Halter aber auch potentiell hohe tierärztliche Kosten im Erkrankungsfall und bei Unfällen. Im unvorhergesehenen medizinischen Ernstfall entstehen auf einen Schlag hohe Beträge. Mit der seit November 2022 gültigen neuen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) sind die tiermedizinischen Kosten für Tierhalter nun erheblich angestiegen. 

 

Für ein Drittel der Bevölkerung ist verantwortliche Hundehaltung nicht mehr bezahlbar. Die Folgen gehen uns Alle an.

Hundehaltung war in Deutschland bislang seit Jahrhunderten und über Familiengenerationen üblich und zumeist bezahlbar, auch im Erkrankungsfall von Tier oder Halter. Die Kostensteigerungen in der Tiermedizin durch die neue GOT und der Wohlstandsverlust bei vielen Bürgern bis in den Mittelstand hinein (mit dauerhaft reduzierten bzw. fehlenden Rücklagen und Verlust an Sparfähigkeit), bedeuten nun erstmals eine Zeitenwende in der Hundehaltung und Allem, was mit Hundehaltung im Weiteren zusammenhängt. 

Wenn auch das Bedürfnis vieler Menschen, mit Hund sein zu wollen, sogar genetisch verankert ist und daher davon auszugehen ist, dass Hunde immer und in allen Bevölkerungsschichten erworben werden, ist für ein Drittel der Bevölkerung verantwortliche Hundehaltung nun womöglich nicht mehr bezahlbar. Auch nicht mittels Tierkrankenvollversicherungen, die als Hoffnungsträger gelten. Die nun mangelnde Bezahlbarkeit der Hundehaltung in Deutschland wird Folgen haben, die uns Alle angehen.

 

Teil 1  Der Faktor Hund: Bedeutung und Wirkbereiche

 

Die Hundehalter-Zeitenwende wird Folgen haben für Hundehalter und Gesellschaft.

Die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland hat Hundehaltererfahrung und hält aktuell einen Hund oder hielt zu früherem Zeitpunkt im Leben einen Hund. In jedem 5. Haushalt lebt aktuell ein Hund. Aufgrund der Bedeutung der Hundehaltung und der Zahl der Hundehalter in Deutschland bzw. der Zahl derer, für die ein Hund eine wichtige Bedeutung hat, und der Tatsache, dass Hundehaltung bislang selbstverständlich ist und durch gemeinsame Co-Evolution teils sogar bis in die Gene auch in Deutschland verankert ist und bleibt, wird es Folgen haben, wenn Hunde für ein Drittel der Bevölkerung nicht mehr bezahlbar sind. 

Verschärfend wirkt sich aus, dass in diesem Drittel ältere und chronisch kranke Hundehalter häufiger sind und ihr Hund für sie emotional, sozial und gesundheitlich eher besonders wichtig ist und in diesem Bevölkerungsteil für das Sozial- und Gesundheitssystem besonders hohe Kostenersparnisse zu erwarten sind, aber gerade die Älteren und Kranken oft auch ältere und kranke Hunde haben, welche besonders hohe tiermedizinische Kosten verursachen.

 

Gesamtgesellschaftliche Potentiale des Hundes als Gesundheitsfaktor in moderner Gesellschaft zur Selbstwirksamkeit gegen Bewegungsmangel, Stress und soziale Isolation

Volkserkrankungen wie Adipositas, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebserkrankungen und Depressionserkrankungen stellen in Deutschland eine enorme gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Volkskrankheiten bringen persönliches Leid und hohen volkswirtschaftlichen Schaden. Viele Erkrankungen wären mit mehr Bewegung vermeidbar und viele zumindest besser behandelbar. In Deutschland bewegt sich die Bevölkerung viel zu wenig. 

Nicht nur Sport, sondern auch bereits moderate Bewegung hilft bei der Prävention und Therapie von Volkskrankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt allen Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche mit moderater Intensität oder 75 Minuten Bewegung mit höherer Intensität. Aber auch bereits kleine Steigerungen der körperlichen Aktivität können präventiv wirken. Studienergebnisse weisen darauf hin, dass bereits elf Minuten mäßige Aktivität am Tag bzw. 75 Minuten mäßige Bewegung wöchentlich genügen, um das Risiko für vorzeitigen Tod, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen deutlich zu senken. 

Menschen bewegen sich mit Hund mehr als ohne. Hundehalter erreichen mit Gassigängen meist mühelos die WHO-Empfehlungen. Selbst Hundehalter mit körperlichen Einschränkungen, täglich mäßiger Bewegung mit kürzerer Gehstrecke haben ebenfalls bereits hohe Schutzwirkung.

Jeder Schritt zählt in einer Bevölkerung, die sich zu wenig bewegt und dadurch krank wird. Jeder soziale Kontakt zu einem Menschen via Hund zählt für eine sozial isolierte Person, in dem vielleicht das einzige Gespräch des Tages ermöglicht ist und andere Gesprächsmöglichkeiten in beschleunigter Zeit oft nicht mehr existieren.

Soziale Isolation, hohe Stresspegel und chronische Schmerzen erhöhen das Risiko für eine psychische Erkrankung. Hunde sind zugleich Bewegungsfaktor und Aktivierungsfaktor in der Prävention und Behandlung von Depressionserkrankungen, sind stress- und schmerzreduzierender Faktor und ein Faktor gegen soziale Isolation. 

Via Hund können durch erleichterte Kontaktaufnahme Menschen von sozialen oder gesellschaftlichen Barrieren befreit und zusammenführt werden. Durch erleichterte Kontaktaufnahme im Mensch-Hund-Team sind Hunde auch ein Faktor für den Ausgleich sozialer Nachteile für Menschen mit sozialen und körperlichen Einschränkungen, die via Hund bessere soziale Teilhabe haben. Auch können Frauen und Menschen mit sichtbaren Besonderheiten mit mehr Selbstbestimmtheit, Sicherheit und Freiheit in Gefahrenräumen, nachts oder in der Natur alleine unterwegs sein und haben damit ebenfalls bessere Teilhabe.

Hunde bieten Dreifach-Nutzen bei den großen biologischen Herausforderungen für Körper und Gehirn der Menschen in moderner Leistungsgesellschaft (Bewegungsmangel, hohe Stresspegel und soziale Isolation) und übernehmen damit eine wichtige Funktion für Leistungsfähigkeit, Teilhabe und Wohlbefinden in moderner Gesellschaft.   

 

Für die Nutzbarkeit der positiven Wirkpotentiale ist eine qualitätvolle und bezahlbare Hundehaltung erforderlich. 

Der Faktor Hund in Deutschland könnte mit mehr Aufmerksamkeit auf die Qualität der Hundehaltung besser nutzbar sein und tiergerechter, pflichtbewusster, aber auch gezielter gegen Volkskrankheiten genutzt werden. 

Wenn Halter und Hund nur auf dem Sofa sitzen, werden beide krank. Nur wer Hundepflichten als Halter erfüllt, kann die positiven Potentiale des Hundes nutzen und nur, wenn Hundehalter Möglichkeiten zu qualitätvoller Hundehaltung haben, wozu auch Erwerb von Sachkenntnis und tiermedizinische Versorgbarkeit gehören und diese Möglichkeiten auch nutzen, kann der Hund tiergerecht leben und die Gesellschaft insgesamt profitieren.

Sinkt jedoch die Bezahlbarkeit der Hundehaltung in Deutschland und werden in Folge Hunde abgegeben, ausgesetzt oder mit Stress um Tierwohl und Finanzen trotz Nichtbezahlbarkeit dennoch erworben, so sinkt die Qualität der Hundehaltung für Hund und Halter und es sinkt die Nutzbarkeit der positiven Potentiale, die Hunde für den Einzelnen und für die Gesellschaft eigentlich bieten können.

 

Gesamtgesellschaftliche Folgen bei Nichtbezahlbarkeit der Hundehaltung für ein Drittel der Bevölkerung 

Die Folgen haben gesamtgesellschaftliches Ausmaß. Sind Hunde für Viele nicht mehr bezahlbar, fällt nach Wegfall von Sicherheiten, Selbstverständlichkeiten und Routinen in Pandemiezeit nun für nicht wenige Menschen ein weiterer, sicher geglaubter Faktor für emotionale, soziale und gesundheitliche Stabilität und Selbstwirksamkeit weg. 

Viele Hundehalter haben jetzt schon Sorge, ob ihr Tier künftig unbehandelt leiden oder abgegeben werden muss. Dabei hat sich die Bevölkerung von dem für Viele als traumatisch empfundenen Kontroll- und Statusverlust der Pandemiezeit noch nicht erholt und weitere Krisenlagen sind entstanden. 

Das Wegfallen von Routinen, Selbstverständlichkeiten und emotionalem Support hat in der Pandemie zu dem Erwerb von „Coronahunden" geführt, die überhöht zum Seelentröster und als Retter in der Pandemie psychisch belasteten Menschen emotionalen Support, Routinen und Selbstverständlichkeiten in das Leben zurückbringen sollten.

Der unfreiwillige Wegfall des Hundes aus seit Familiengenerationen gewohnter Selbstverständlichkeit heraus nach Pandemiezeit könnte für Betroffene ein weiterer Bruch im Leben sein mit erneutem Kontrollverlust und dem erneuten Verlust von Selbstwirksamkeit. Das „Abgehängt-sein“ von der Hundehaltung, der Wegfall wird als Wegnahme empfunden, als erneute Wegnahme persönlicher Freiheiten und wie in der Pandemiezeit durch in Verantwortung des Staates liegende Institutionen. 

Die Folgen bei Wegfall des Hundes durch Nichtbezahlbarkeit könnten daher relevanter ausfallen, als zunächst gedacht: angesichts der Zahl der Hundehalter, aufgrund der vielfältigen, gesellschafts-durchwirkenden Wirkbereiche des Hundes und der hohen emotionalen Aufladung des Hundes, die in Pandemiezeit zugenommen hat. Auch wegen der Wut von Teilen der Bevölkerung auf staatliche Institutionen, die sich in Pandemiezeit auch auf einen studierten „Tierarzt“ als Präsident des RKI richtete und weil social media als Brandbeschleuniger ungünstiger Entwicklungen wirkt, z.B. für gesellschaftspalterische Sätze: („Hunde muss man sich leisten können, das war schon immer so. Ich kanns, du nicht. Ätsch.“ ), für das Herauslassen von Wut und Frust („Jetzt nimmt uns der Staat -und seine Tierärzte- auch noch den Hund weg.“) oder für nationalpopulistische und islamfeindliche Äußerungen („Erst wollen die Hundefeinde uns den Hund nehmen -meinen treuen Kamerad reiner Rasse- und bald das ganze Land.“)

Erkennen Hundehalter allmählich, dass sie mit Wohlstandsverlust und neuer GOT nun erstmals dauerhaft von der Hundehaltung abgehängt sind und Allem, was Hundehaltung für sie bedeutet, könnten demnächst nicht nur vorhandene Destabilisierungsprozesse im Sozial- und Gesundheitssystem durch Volkskrankheiten deutlich gravierender ausfallen, sondern auch Destabilisierungsprozesse der Demokratie könnten vorangetrieben werden und zu Wahlentscheidungen beitragen.

 

Teil 2 Hoffnungsträger Tierkrankenvollversicherung: Lösung oder Scheinlösung?

 

Aus der Nischenecke zum Versicherungsboom: Die Tierkrankenversicherung wird mit neuer GOT systemrelevant für die Bezahlbarkeit der Hundehaltung.

Waren Tierkrankenversicherungen bis vor kurzem ein Nischengeschäft in Deutschland und Attribut von Haltern, die ihr Tier ohnehin gut versorgen und nicht auf eine Tierkrankenversicherung angewiesen waren, wurde mit Wohlstandsverlusten der Bevölkerung und der neuen GOT nun auch der deutsche Markt bei Tierkrankenversicherungen sehr lukrativ. Marktfoschungsanalysen verhießen ein lohnendes Geschäft mit künftig deutlich steigendem Versicherungsinteresse besorgter Tierhalter. 

Unterstützung aus der Tierärzteschaft war sicher, weil die Tierärzteschaft wegen der Probleme im heutigen Tierarztberuf und wegen besserer Umsätze mit Tierkrankenversicherungen auch für Deutschland sich mehr Geld, Zufriedenheit und Anerkennung im tierärztlichen Berufsstand erhofft. 

Der gut geplante Markteintriitt vieler Versicherer funktionierte. Immer mehr Hundehalter schließen erstmals und unter Druck von FInanzen, emotionsbeladener Werbung, und mahnender Tierarztempfehlung eine Tierkrankenvollversicherung ab, in der Hoffnung, die Bezahlbarkeit der Hundehaltung dadurch ein Tierleben lang zu sichern und die Familienfinanzen (vor erneuter unvorhersehbar unsichtbarer Gefahr nach Pandemie und Krieg in der Ukraine) zu schützen. 

Von Qualität und Kosten der Versicherungen für Tierhalter hängt nun die Bezahlbarkeit der Hundehaltung ab und Alles ab, was der Faktor Hund für den Einzelnen und Gesellschaft bedeutet.

 

Die Produkte: zu teuer und/oder suggerieren günstigere Preise, zu viel intransparentes Kostenrisiko

Die aktuellen Tierkrankenvollversicherungen auf dem deutschen Markt seit Einführung der neuen GOT wurden für die Gesamtbetrachtung untersucht mit dem Ergebnis, dass die Produkte zu Tierkrankenvollversicherungen zwar Vollschutz und Rundum-Schutz versprechen, aber eklatante Qualitätsmängel, lückenhaften Schutz und hohe Versicherungsbeiträge aufweisen:

Es sind große Intransparenzen in den Produkten zu verzeichnen, mit überzogenen Werbeversprechen und überdiversifiziertem Angebot mit unübersichtlicher Produktvielfalt. Die Kostenrisiken sind oft verdeckt, in jedem Produkt anders gestaltet und für medizinische und juristische Laien oft nicht klar erkennbar. Zu den Kostenrisiken gehören u.a. erhebliche Leistungsausschlüsse, zu geringe Vorsorgepauschalen und Deckelung der Jahreshöchstleistung . 

Auch die Kündbarkeit durch den Versicherer ist problematisch und wird nicht selten auch tatsächlich vorgenommen, wodurch zu kostenträchtige Tiere aus dem Versichertenpool entfernt werden. Auch wenn künftig mehr junge gesunde Tiere versichert werden, können sie als ältere, kranke Tiere wieder gekündigt werden. Sie erhalten auch bei anderen Anbietern keine Versicherung oder nur zu sehr schlechten Konditionen. Nur wenige Versicherer verzichten tatsächlich auf ihr Kündigungsrecht. Es muss dabei ebenfalls mit veränderten Konditionen und erheblichen Beitragserhöhungen gerechnet werden.

Eine quasi zeitgleiche Welle von Beitragserhöhungen diverser Versicherer erreichte die vielen unerfahrenen Neukunden, deren Versicherungsinteresse noch mit günstigeren Preisen geweckt wurde, ein halbes Jahr nach der neuen GOT, wobei den Versicherern die Einführung einer neuen GOT lange bekannt war.

Die Versicherungsbeiträge sind hoch, insbesondere für ältere gesunde Tiere und für vorerkrankte Tiere. (Ein gesunder neuversicherter 7-jähriger Labrador kostet je nach Leistungspaket ca. 100-130.- Euro monatlich, ein dreijähriger ca. 80-120.- Euro. Bei einem Versicherer kostet der siebenjährige Labrador im Premiumangebot sogar über 500.- Euro monatlich.) 

Nach Analyse des Angebots auf dem Tierversicherungsmarkt und des bisherigen Verlaufs des Versicherungsbooms sind Tierkrankenversicherungen insgesamt deutlich zu teuer und zu risikobehaftet (insbesondere im Tieralter und weil neben dem Versicherungbeitrag zusätzlich noch erhebliche Beträge z.B. für die tiermedizinische Versorgung im Erkrankungsfall bei Leistungsausschluss anzusparen sind), um für das ärmere Drittel der Bevölkerung bezahlbar zu sein. Für jenes Drittel der Bevölkerung, welches die Tierkrankenversicherung an dringendsten bräuchte. 

Die aktuellen Produkte bei Tierkrankenvollversicherungen eignen sich nicht, um für die Gesamtheit der Hunde in Deutschland zuverlässige bezahlbare und ausreichende medizinische Versorgung zu erreichen.

 

Verbraucherungünstige Gemengelage mit geschwächter Verbrauchermacht

Weitere Problemfelder mit ungünstiger Wirkung für die Verbraucher sind der hochdynamische Markt u.a. mit neuen Anbietern und mit rasanten massiven Aufkäufen von internationalen Großinvestoren in der Tiermedizin und auch im Tierversicherungsbereich in Deutschland. 

Die Interessen der Tierärzteschaft und der Tierhalter sind in manchen Bereichen deckungsgleich, je mehr das Tierwohl im Vordergrund steht, in anderen jedoch nicht. Tierkrankenversicherungen sind für Tierärzte ebenfalls Hoffnungsträger: für den Tierarztberuf in Not und für erleichterte Kommunikation mit Tierhaltern, um für die neue GOT und notwendige Kostensteigerungen Verständnis zu erhalten. Daraus resultieren allerdings auch teils unkritische Empfehlungen, die in Vertrauensstellung an Tierhalter gegeben werden bis hin zu bezahlter Vermittlertätigkeit pro Versicherungsabschluss. Verlockungen für Tierärzte für übersteigertes Umsatzinteresse werden auch durch Fehlanreize generiert, die sich auf das Tierwohl unversicherter, aber wegen Fehlanreizen zu Überbehandlung auch auf versicherte Tiere ungünstig auswirken können. 

Zudem wird das Informationsangebot zu Tierkrankenversicherungen für Tierhalter und Tierärzte von Tierärzteschaft und Versicherungsbranche selbst beauftragt und es besteht wenig unabhängiges Angebot. (Selbst unabhängige Verbraucherschutzverbände sind mangels Fachkenntnis für eine fundierte Einschätzung auf die Expertise der Tierärzteschaft und Versicherungsbranche angewiesen.) 

Die Verbrauchermacht ist durch gleich mehrere berechenbare Faktoren von Beginn des Versicherungsbooms an geschwächt. Zu beachten sind gemeinsame Interessenlagen von Versicherungsbranche und Tierärzteschaft mit Wissens- und Informationsvorsprung gegenüber den Tierhaltern, zeitgleicher sorgfältig geplanter Markteintritt vieler Versicherer mit überdiversifiziertem unübersichtlichem Angebot bei unerfahrenen Verbrauchern, rasante Aufkäufe von Großinvestoren in der Tiermedizin, aber auch zusätzliche ungeplante Faktoren, z.B. finanzielle und emotionale Faktoren bei den Tierhaltern, die mit Pandemie und Krisenfolgen zusammenhängen und insgesamt mit ihrem zeitlichen nahen Aufeinanderfolgen eine besonders verbraucherungünstige Gemengelage und besondere Situation bei Tierkrankenversicherungen für Deutschland ergeben. 

Hierdurch ist eine Vergleichbarkeit mit anderen Ländern eingeschränkt, wie der Markt die Qualität und Kosten zugunsten der Verbraucher regeln wird. Aus Sicht der Autorin spricht Vieles dafür, dass die Produkte bei Tierkrankenvollversicherungen nicht besser, transparenter und bezahlbarer werden, sondern künftig teurer werden mit noch mehr Notwendigkeit bei nicht steigendem Wohlstand der Bürger, günstigere Preise zu suggerieren und dafür diversifizierte Kostenfallen für die Verbraucher zu generieren.

 

Die Ursachen für Kosten und Kostenrisiken der Krankenvollversicherung strukturbedingt?

Die Ursachen für die hohen Kosten und die verdeckten Kosten könnten neben Umsatzinteresse der Versicherungsbranche und dem gemeinsamen Profitieren der Unternehmen von ähnlichem, zeitgleichen Handeln, auch in der Struktur des versicherungsrechtlich in der Sachversicherung angesiedelten Versicherungsgegenstands „Hund“ liegen, der für die Versicherer potentiell schadenanfällig und risikobehaftet ist. Das Geschäft rechnet sich bei niedrigen Produktpreisen nicht. 

Daraus resultieren grundsätzlich entweder je nach Tier und besonders im Tieralter sehr hohe Versicherungsbeiträge oder bezahlbare Beiträge mit zu hohen Kostenlücken, die geringeren Produktpreis suggerieren, aber erhebliche Kostenrisiken für den Verbraucher darstellen, die bis in die Verschuldung führen können.

 

Laissez-faire: Verbessert oder verschlechtert sich künftig die Situation für die Tierhalter und ihre Hunde?

Künftig ist aus Sicht der Autorin keine Verbesserung zu vermuten aufgrund des dauerhaften Wohlstandsverlusts bis in den Mittelstand hinein und aufgrund der nachhaltig geschwächten Verbrauchermacht bei Tierkrankenversicherungen. Tierkrankenversicherer, Großinvestoren und Tierärzte könnten sich künftig auf die wohlhabendere Klientel konzentrieren mit dem Risiko von Fehlanreizen, 2-Klassen-Tiermedizin und Kostenspiralen. Hoffnungen u.a. von Verbrauchern und Tierärzten, wenn nur genügend gesunde Tiere im Versicherungspool sind, würden sich Qualität und Preis für die Verbraucher bessern, werden sich aufgrund der besonderen Gemengelage aus Sicht der Autorin eher nicht erfüllen.

Es ist viel eher davon auszugehen, dass es künftig viele Tiere mit Bedarf an tiermedizinischer Versorgung des ärmeren Drittels gibt, die Unversicherten und Unversicherbaren, die es bei Nichtbezahlbarkeit und Entwicklung einer 2-Klassen-Medizin gar nicht erst bis auf den Behandlungstisch schaffen, unbehandelt bleiben, abgegeben oder ausgesetzt werden und in jedem Falle vom Tierarzt nicht gesehen werden. 

Somit aber bewahrheiten sich Sätze aus Studien in Kooperation mit der Tierversicherungsbranche auf zynische Weise, die besagen: „Versicherte Tiere sind besser versorgt.“ Bislang waren in Deutschland gut versorgte Tiere eher versichert. Versicherung war Attribut und Zeichen guter Versorgung einer gut situierter oder versicherungsaffiner Tierhalterschaft, ohne dass Tierkrankenversicherungen für die Bezahlbarkeit der Hundehaltung und der Folgen für Tier- und Menschenwohl in Deutschland relevant gewesen waren. 

Ebenfalls zynisch muten bei näherem Hinsehen die auf den ersten Blick gewissensberuhigenden Sätze aus Studien an, Tierkrankenversicherungen seien ein solidarischer oder aktiver Beitrag zum Tierschutz. Denn dieser Tierschutz ist teuer erkauft und exklusiv. Er gilt nur für den Kreis der Versicherten bzw. für diejenigen, die sich diesen mit neuer GOT verteuerten Tierschutz künftig tierlebenslang zuverlässig leisten können und gilt nicht für die kranken Tiere, die der Tierarzt nicht mehr auf dem Behandlungstisch sieht und die Tiere, die nicht (mehr) in der Versicherung sind.

 

Tierarztberuf im Wandel und Großinvestoren mit zunehmender Marktmacht

Auch wegen des Tierärztemangels werden die Unversicherbaren und Unversicherten vom Tierarzt bei so einer Entwicklung nicht mehr gesehen, der ohnehin mehr als genug Tiere auf dem Behandlungstisch hat und wie Forschungsergebnisse besagen, mit versicherten Tiere  bessere und sicherere Umsätze hat, was für die Zukunft des Tierarztberufs eine wichtige Perspektive ist. Inhaber finden häufig keinen Nachfolger, der als eigenverantwortlicher Inhaber die Praxis übernehmen möchte. Die meisten Tiermediziner sind inzwischen weiblich und arbeiten lieber angestellt wegen Vereinbarkeit von Familie und Beruf und wegen des hohen unternehmerischen Risikos. Allerdings geben die meisten Tierärzte in internen Umfragen an, mit ihren Umsätzen zufrieden zusein, zumal die Branche zwar vor großem Wandel steht, aber zu den Krisengewinnern gehört.

Tierkrankenversicherungen sind in Ländern besonders erfolgreich, in denen die tiermedizinische Versorgung besonders teuer ist und in denen Großinvestoren in der Tiermedizin bereits längere Zeit aktiv sind. 

Auch in Deutschland ist eine zunehmende Marktkonzentration zu beobachten und bis auf den Aufkauf der größten Tierklinik in Deutschland sind die nacheinander erfolgenden Aufkäufe einzelner Praxen für Bundeskartellamt nicht prüfrelevant, die insgesamt gesehen aber zu hoher Marktkonzentration und Marktmacht führen. 

Mit Großinvestoren, so auch Erfahrungen in der Humanmedizin, steigen die Kosten für die Verbraucher. Auch in der Tiermedizin können trotz Gebührenordnung die Kosten für Verbraucher steigen, indem Gebühren nach oben hin ausgelegt werden und Behandlungen aufwendig gestaltet werden. Angestellten Tierärzten einer Klinikkette könnte beispielsweise von Arbeitgeberseite empfohlen werden, in erster Linie umsatzorientiert zu arbeiten. 

 

Fazit: Tierkrankenversicherung ist für eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung eine Scheinlösung. 

Tierkrankenvollversicherungen werden als Lösung für die Bezahlbarkeit gegenüber den Tierhaltern kommuniziert, stellen aber aufgrund von hohen Kosten und hohen Kostenrisiken für die Verbraucher (verdeckte Kostenfallen, Kündbarkeit oder Kostensteigerung bei kranken oder alten Tieren, überdiversifiziertes unübersichtliches Produktangebot) und aufgrund besonderer Gemengelage und wegen Strukturmängeln der Tierkrankenvollversicherung beim Hund keine Lösung für die Bezahlbarkeit über ein Tierleben dar, sondern eine Scheinlösung. 

Da der Markt aufgrund besonderer Gemengelage und geschwächter Verbrauchermacht wohl keine bessere künftige Bezahlbarkeit erwarten lässt und Hunde als Alltagsbegleiter potentiell hohe tiermedizinische Kosten verursachen können und gesamtgesellschaftliche Bedeutung haben, sollte angesichts der möglichen positiven Potentiale bzw. der bei NIchtbezahlbarkeit negativen Folgen für Tiere, Halter und Gesamtgesellschaft eine bessere Lösung gefunden werden, etwa durch eine verbesserte Tierkrankenversicherungs-Struktur.

 

Was kommt teurer? Laissez-faire oder echte zukunftsfähige Lösung

Die Autorin empfiehlt fachübergreifendes Handeln, um Kosten und Nutzen zu berechnen und abzuwägen von einerseits Laissez-faire inklusive Scheinlösung der Tierkrankenversicherungen aktueller Art oder aber andererseits einer echten Lösung, die ebenfalls ihren Preis habe wird: eine zukunftsfähige Lösung bei Tierkrankenversicherungen, die allen Hunden in Deutschland halterunabhängig ausreichende tiermedizinische Versorgung ermöglicht, bezahlbar für die Hundehalter und ohne verdeckte Kostenrisiken. 

Zukunftsfähig bedeutet, die Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung der Halter und die Qualität der Hundehaltung zu stärken. Zukunftsfähig bedeutet zudem, unversichertes und unversicherbares Tier- und Menschenleid zuverlässig zu vermeiden und zu verhindern, dass ausgerechnet die wünschenswerten modernen Möglichkeiten der Tiermedizin indirekt das Tierwohl aushebeln (mit Entwicklung von Kostenspiralen und 2-Klassen-Tiermedizin). Zukunftsfähig bedeutet auch, zu verhindern, dass sich die Tierheime zusätzlich mit noch mehr schlecht vermittelbaren kostenträchtigen Tieren füllen. Zukunftsfähig bedeutet, zu verhindern, dass Euthanasien aus nichtmedizinischen Gründen in moderner Gesellschaft den Tierschutz als Staatsziel aushebeln. 

Diejenige Lösung ist anzustreben, welche darüber hinaus alle in weiterer Folge ungünstigen Entwicklungen bei Volkskrankheiten und von zusätzlicher gesellschaftlicher Spaltung mit mehr emotionaler negativer Aufladung gar nicht erst entstehen lässt und welche die bislang sich ergebenden Kostenersparnisse für das Sozial- und Gesundheitssystem in Deutschland durch den Faktor Hund erhält, sowie gezielter und zukunftsfähig nutzbar macht. Kostenersparnisse für das Sozial- und Gesundheitssystem durch den Faktor Hund sind nicht einfach zu berechnen, weil in Mensch-Tier-Studien Kausalitäten eher schwer nachweisbar sind und oft die Emotion und Überzeugung der Halter eine Rolle spielt. Aber gerade wegen schlechter Berechenbarkeit sollten die Kostenersparnisse durch den Faktor Hund in Deutschland nicht unterschätzt werden, sie könnten enorm sein. 

Ebensowenig sollten Emotionen und Überzeugungen der Tierhalter unterschätzt werden. Denn weniger Fakten entscheiden Wahlen, sondern Emotionen und Überzeugungen der Wähler. Hundehaltung in Deutschland ist selbstverständliche Tradition, seit Familiengenerationen gewohnt und in Pandemie mit zusätzlichen Emotionen beladen. Eine Tradition, die sich durch alle sozialen Schichten zieht und missbraucht werden kann für nationalpopulistische oder islamfeindliche Zwecke. Hunde dienten in der NS-Geschichte Deutschlands bereits erfolgreich als Projektionsfläche für ideologische und rassistische Zwecke und Hundehalter-Emotionen wurden gezielt zunutze gemacht. 

Während der Pandemie lud sich Wut auf, wegen des „Nehmens von Selbstverständlichkeiten“ und sozialer Isolierung im Lockdown. Die Wut ging auch gegen eine Institution, die den Staat verkörperte: das Robert-Koch-Institut, in Verknüpfung mit einem „Tierarzt“ als damaligen Leiter des RKI (Professor für Mikrobiologie). Eine Wut, die mit rhetorischer Herabwürdigung zum „Viehdoktor“ sich über die gesamte Pandemie als Narrativ auf social media verbreitete und eine Wut gegen staatliche Institutionen, die bis heute anhält. 

Diese Wut in Verbindung mit als traumatisch erfahrenem Kontroll- und Statusverlust in Pandemie muss ernst genommen werden, da Menschen mit dieser Überzeugung, wenn sie demnächst allmählich feststellen, dass der Hund nicht mehr bezahlbar ist, überzeugt sind: „der Staat will nun  seinen Bürgern auch noch den Hund nehmen“ Mit dieser Überzeugung und zusätzlicher Wut gehen sie schließlich zur Wahlurne. 

Mit Pflichtversicherung in Zuschussregelung würden alle Menschen, für die der Faktor Hund eine Rolle spielt (Hundehalter wie Nichthundehalter) gewohnte Stabilitäten durch den Faktor Hund weiter erhalten können und wären nicht wieder gefühlt von Selbstverständlichkeiten abgehängt Anstelle erneut soziale Isolierung durch den Staat zu erfahren, könnten sie ihre Selbstwirksamkeit dank Staat z.B. für soziale Teilhabe gegen soziale Isolierung auch in Krisenzeit stärken.

 

Teil 3 Ist die Pflichtversicherung in Zuschussregelung die Lösung? 

 

Die Vorteile der bezahlbaren halterunabhängigen tiermedizinischen Versorgung aller Hunde in Deutschland (Pflichttierkrankenversicherung für Hunde in Zuschussregelung):

  • Alle Akteure bei freiwilliger Tierkrankenversicherung profitieren auch bei Pflichtversicherung, nur besser und effektiver. Die verpflichtende Tierkrankenversicherung bietet alle Vorteile der freiwilligen Tierkrankenversicherung plus bessere Verteilung des Risikos durch mehr gesunde Hunde im Versichertenpool plus noch zusätzliche wichtige Vorteile:
  • Tierkrankenvollschutz wird vom Lückentext und Werbeversprechen zur tatsächlich ausreichenden Tierkrankenvollversicherung mit gesicherter Qualität in der Produktvielfalt. Alle Hunde sind ausreichend zuverlässig versicherbar, versorgbar und für Tierhalter bezahlbar. Auch wenn Tierhalter oder Tier alt und krank werden. 
  • Die verpflichtende Tierkrankenversicherung dient primär der tiermedizinischen Versorgung der Hunde, ist aber auch ein Beitrag für Erhalt und Verbesserung von biopsychosozialer Menschengesundheit in Deutschland. Sie ist Gesamtlösung zum Erhalt des Faktor Hund für Tier- und Menschenwohl für Alle und für das Gemeinwesen.
  • Im Gegensatz zur freiwilligen, teuren und risikoreichen Tierkrankenversicherung ein tatsächlicher aktiver Beitrag zum Tierschutz und zur Entlastung der Tierheime.
  • Stärkung von Selbstverantwortung, Pflichtbewusstsein und qualitätvoller Hundehaltung bei Tierhaltern. Dadurch auch bessere Prävention gegen vermeidbare Unfälle und Vorfälle und somit Entlastung von tierärztlichen Praxen, Notdiensten und von Ordnungsbehörden.
  • Sozial gerechte Lösung für sozial und gesundheitlich Benachteiligte, welche ihnen ihre gewohnte, erfolgreiche Selbstwirksamkeit zur sozialen und gesundheitlichen Teilhabe erhält und stärkt.
  • Auch Bund, Länder und Gemeinden, Wirtschaft und alle Bürger profitieren von einer zuverlässigen zukunftsstarken und nachhaltigen strukturellen Lösung für ein strukturelles Problem, das ansonsten zwangsläufig entsteht, Kosten verursacht, Stabilitäten gefährdet und sich nicht von selbst löst.
  • Dadurch Erhalt der sozialen und gesundheitlichen Ressource Faktor Hund in Deutschland, die Kosten und Personal einspart in Berufsfeldern, in denen Personal- und Geldmangel herrscht und in denen die Ressource Hund nicht ohne großen Personal- und Kostenaufwand zu ersetzen wäre.
  • Innovative Umsetzung von One Health. Deutschland wird vom europäischen Schlusslicht bei Volkskrankheiten und der Registrierung von Hunden zum Vorreiter für andere Länder in Sachen Gesundheitsprävention für Mensch und Tier und dem gemeinsamen Wohl beider Spezies (Hund und Mensch) und ihrem Umfeld.
  • Wichtiger Beitrag zur Verhinderung von Zoonosen und von unkontrollierten Populationen mit ausgesetzten Tieren. Bund und Tierhalter werden in die Lage versetzt, Schutzmaßnahmen gegen Zoonosen auch bei steigenden Kosten für die tiermedizinische Versorgung umzusetzen. Die Entstehung von Krankheiten und Zoonosen bei Tieren mit Haltern wird eingedämmt. Die Entstehung unkontrollierter kranker Hundepopulationen wird verhindert.
  • Deutschlandweit mehr Zufriedenheit in Tierarztpraxen und sichere Umsätze. Aufwertung und Attraktivität praktizierender tierärztlicher und tiermedizinischer Berufe in ganz Deutschland an allen Standorten. Dadurch Wirkung gegen den Tierärztemangel und Mangelversorgung in strukturschwächeren Gebieten.  
  • Alle Akteure, auch der Bund, können sich auf ihre eigentliche Arbeit und bestehende aktuelle Herausforderungen konzentrieren und erreichen ohne Unsicherheit von negativen Entwicklungen bessere Planbarkeit und Zufriedenheit in ihrer Arbeit. Alle Beteiligten: Bund, Tierärzte, Versicherer, Tierhalter und Tierheime können sich auf das konzentrieren, was ihre Aufgabe ist oder was ihre aktuellen Herausforderungen sind und werden in die Lage versetzt, diese ihnen anvertrauten Aufgaben und Herausforderungen auch optimal zu erfüllen und qualitätsbezogener und zufriedener umzusetzen.
  • Erhalt von gesamtgesellschaftlich wirkenden Stabilitäten in instabilerer Zeit nach Pandemie.

 

Die verpflichtende halterunabhängige Lösung funktioniert nur in Zuschussregelung.

Die brisanten Potentiale der Hundehalter-Zeitenwende für sehr ungünstige Entwicklungen bei Volkskrankheiten und vermehrter Unzufriedenheit und Gesellschaftsspaltung sollten wir uns gerade in Deutschland und gerade jetzt nicht leisten (wie in Teil 1 dargestellt). 

Da Tierkrankenvollversicherungen aktueller Art keine Lösung sind für die Bezahlbarkeit der Hundehaltung in Deutschland und auch künftig aufgrund besonderer Gemengelage in Deutschland nicht werden (wie in Teil 2 herausgestellt), wird vorgeschlagen (in Teil 3), erstmals ernsthaft und fachübergreifend über eine verpflichtende Lösung nachzudenken. Eine Kostenlücke bei Tierkrankenversicherungen sollte zur Bezahlbarkeit der Hundehaltung hin geschlossen werden, die strukturell bedingt sein könnte (durch den potentiell „schadenanfälligen“ Risiko-Versicherungsgegenstand „Hund“) und welche durch die besondere Gemengelage bei Tierkrankenversicherungen in Deutschland, die auch zum Teil Krisenfolge ist, zusätzlich ungünstig für die Verbraucher wirkt. 

Damit sich das Geschäft für Versicherer lohnt, erfordert die Struktur der Tierkrankenversicherung beim Hund hohe Produktpreise und einen Versichertenpool mit hauptsächlich gesunden jungen Tieren, zum Nachteil der vielen alten und kranken Tiere, die inzwischen dank moderner tiermedizinischen Versorgung lange mit guter Lebensqualität leben, aber teuer für den Tierhalter leben.  Sie bringen Risiko für den Versicherer, das an den Verbraucher weitergegeben wird, da die Versicherer die Konditionen vorgeben. Die Schließung der Kostenlücke zur Bezahlbarkeit der Hundehaltung hin, kann nur als Zuschussregelung funktionieren.

 

Der Faktor Hund wirkt weit über Privates hinaus - Bund übernimmt Verantwortung für seine Verantwortungsbereiche.

Eine Zuschussregelung und zuverlässige tiermedizinische halterunabhängige Versorgung für alle Hunde würde auch die Verantwortung des Bundes für die GOT und für Tierschutz als Staatsziel sowie die Verantwortung des Bundes für schutzwürdige Teile der Bevölkerung und für gesamtgesellschaftliche Herausforderungen und Pandemie- bzw. Krisenfolgen mit einbeziehen und wäre vor dem Steuerzahler und juristisch aus Sicht der Autorin aufgrund dieser Verantwortung begründbar. 

Hinzu kommt eine Begründbarkeit wegen der besonderen Gemengelage bei Tierkrankenversicherungen in Deutschland, welche Aufmerksamkeit aus Verbraucherschutz-Sicht benötigt. Weitere Begründbarkeiten stellen die besonderen Wirkpotentiale von Hunden und die Wirkungsbereiche der verpflichtenden Lösung dar. Hunde wirken weit über das Private des Halters hinaus. 

Wie bei der in manchen Bundesländern verpflichtenden Hundehaftpflicht, wird die Selbstverantwortlichkeit des Halters gestärkt, es besteht die freie Entscheidung bei der Wahl von Versicherungsprodukt und Anbieter. Hundehaltung ist Privatsache, aber Hunde sind nicht nur Privatsache, etwa bei Tierrechten, als Alltagsbegleiter im öffentlichen Raum, bei der Gefahrenabwehr und bei Verhinderung von Zoonosen und bei gesamtgesellschaftlichen Belangen.

 

Entwicklung und Umsetzung vielleicht günstiger und schlanker als gedacht

Wie die im Koalitionsvertrag bereits enthaltene bundesweit verpflichtende Registrierung von Hunden, könnte die verpflichtende Tierkrankenversicherung für Hunde günstiger und schlanker zu haben sein, als zunächst gedacht. Die Lösung könnte beispielsweise aus mehreren Bausteinen bestehen. Sie könnte die von einer 100 Prozent Versicherungsquote profitierende Wirtschaft sowie private Geldgeber berücksichtigen, wozu der Bund den dann noch offenen Teil hinzugibt. Digitale, bereits vorhandene Schnittstellen könnten in der Umsetzung genutzt werden. 

 

Fazit: Alle profitieren von zuverlässiger tierärztlicher Versorgung und von 100 Prozent Versichertenquote.

Es ist entsteht einiger Aufwand bei der Entwicklung und Umsetzung einer zukunftsfähigen Tierkrankenversicherung. Aber der Aufwand erreicht, aus der aktuell defizitären Situation, (die nur für Teile der Hundepopulation und nur für Teile der Bevölkerung und nur zu einem Teil der Erkrankungen Krankenversicherung leistet sowie die Hundehalterschaft spaltet und einen Keil in die Jahrtausende alte Mensch-Hund-Geschichte treibt,) erstmals einen tatsächlichen zukunftsfähig stabilen Krankenvollschutz zu bilden. 

In Vorreiterfunktion, mit 100 Prozent Versichertenquote, mit Erhalt der Produktvielfalt der verschiedenen Anbieter, die aber nun gesichert Qualität bieten und ausbauen können und auf Intransparenzen und überzogene Werbeversprechen verzichten können, bietet diese Lösung bei der Bezahlbarkeit des Faktor Hund einen wesentlichen Faktor für Stabilität in Deutschland, von dem Alle profitieren: 

Halter und Hunde, Qualität und Pflichtbewusstsein in der Hundehaltung, Menschen- und Tierwohl, Tierschutz und Tierheime, Tierärzteschaft, Tierarztberuf und Humanmedizin, Versicherungsbranche, Hundewirtschaft und Volkswirtschaft. Mit Kostenersparnissen, die durch den Faktor Hund in der Prävention und Behandlung von Volkskrankheiten entstehen, erhalten und ausgebaut werden können und als stabilisierender Faktor für Zufriedenheit und sozialen Zusammenhalt profitieren auch die Gesamtgesellschaft und unsere Demokratie.

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